Vokalensemble Nova Cantica Essen - Meisterchor im Chorverband NRW e.V.
Lobe den Herrn, meine Seele...
Für das Konzert "Lobe den Herrn, meine Seele" wurde das
Blechbläserensemble der Gesamtschule Bockmühle eingeladen.
(Aufn.: W. Filz)
Nova Cantica bot meisterhaftes Konzert
Meisterhaft war das Konzert der mehrfach mit dem Titel
"Meisterchor des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen"
ausgezeichneten Gemeinschaft Nova Cantica Essen. Werkauswahl
und Gestaltung waren vorzüglich.
So wie sich im Osterfest die Botschaft Gottes von der
Erlösung der Menschen bündelt, so führte das Konzert durch
das ganze liturgische Kirchenjahr. Es nahm seine
aufmerksamen Zuhörer mit durch die Gefühlslagen und
Erlebnisse eines Menschenlebens, wie es sich im christlichen
Kalender widerspiegelt und deshalb war es nur auf den ersten
Blick ins Programm verwunderlich, darin aus Felix
Mendelssohn Bartholdys (1809 - 1847) "Sechs Sprüchen zum
Kirchenjahr" Advents- und Weihnachtsweise zu lesen. Doch die
hierin liegende Erwartung mit ihrem Ausblicken auf etwas
Neues ist nicht an eine Jahreszeit gebunden. Mit
tremulierender Leichtigkeit griffen die Sängerinnen und
Sänger aus dem "Messias" von Georg Friedrich Händel (1685 -
1759) die doppelte Verbindung von Empfangen und Erfüllen in
der Läuterungsbitte auf und schlossen mehrstimmig
Mendelssohn Bartholdys "Lobe den Herrn, meine Seele" aus dem
Paulus-Oratorium an, dessen Gehalt sie lautmalerisch durch
ihren Gesang gestalteten, bei dem sie in Akzentsetzungen
nach oben strebten, um die nötige seelische Anstrengung zu
dokumentieren. Was Nova Cantica, die als Gesangsgruppe der
Gemeinde St. Paulus Gerschede begonnen hatte, unter seinem
Leiter Christoph Lahme bot, war vorzüglich.
Der Chor Nova Cantica bot Vorzügliches unter seinem Leiter
Christoph Lahme. (Aufn.: W. Filz)
Einfühlsame Erläuterungen
Ebenfalls trefflich war das Blechbläserensemble der
Gesamtschule Bockmühle mit seinem Leiter und Musiklehrer
Stefan Beyer. In ihrer Moderation führten Yasmin Dous und
Daniel Kreyer, Musikkursschüler der Jahrgangsstufe 12,
einfühlsam und mit Hinweisen auf den christlichen Gehalt der
Werke durch das Konzert. Ihre zurückhaltenden und
erläuternden Auftritte hoben sich wohltuend von denen vieler
anderer Konzerterklärungen ab. Auf das Innehalten zu
Zuversicht in Ruhe folgte die steinig-krasse Passionsmelodie
aus den ..Kirchenjahrsprüchen", die die Harmonieempfindung
arg strapazierten, und das Schreien der Seele aus exzellent
modulierenden Stimmen, die das Wesentliche hierin aufspürten
und aus dem Gebet die Nähe zu Gott erfahrbar machten.
In zeitgenössischer Besetzung wirkten hieran Harmonium von
Klaas Hoek und Klavier von Georg Wehr mit. Mit "Ich lasse
dich nicht" von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) wurde
das instrumentale Klagen aufgefangen im Vertrauen auf
Christus, dessen Segen vom realen Menschen erlebt wird. In
den melodienreichen barocken Kompositionen von Henry Purcell
(1659 - 1695) wurden gewaltige Trauerklänge in Beschränkung
gezähmt, in nicht erloschener Hoffnung die berechtigte
Heilsgewissheit mitteilt und mit der "Canzona" positiver
Erdenverhaftung jubilierend aufgeblüht. Die anspannungs- und
angstlose Fürbitte ("Defend me, Lord (Rette mich, Herr) von
Mendelssohn-Bartholdy) strahlte vom in Gottes Schutz sich
wissenden Menschen aus.
Mehr als ein Gegensatzpaar: waren Todestiefe und Himmelsnähe in
jener gestalteten Disharmonie, der Angst "am Karfreitage" und
dieser erfüllten Freude über Gottes selbstverständliche
Zuneigung "am Himmelfahrtstage" aus den "Kirchenjahrssprüchen".
Warm, frisch, und, behütend gestaltete Nova Cantica gesanglich
und inhaltlich perfekt versinnbildlichend "Siehe, der Hüter
Israels schläft nicht" und machte zu einem Klangerlebnis das
antwortende "Jauchzet dem Herrn, alle Welt", wie es in Bewegung
und Ausgeglichenheit die Spannung einbrachte, die das
Unglaubliche der Zuwendung Gottes zu den Menschen artikuliert,
die als seine Geschöpfe Anteil und Auftrag an der Schöpfung
haben. Kristallklar in sanftem A-cappella-Gesang folgte "Denn er
hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich auf den Händen
tragen".
Dem anhaltenden, kräftigen Applaus dankten alle Aufführenden mit
Joseph Gabriel Rheinbergers (1839 - 1941) "Abendlied", das aus
erfülltem Tonvolumen den Tag nur ungern hinter sich lassen
wollte.