Vokalensemble Nova Cantica Essen - Meisterchor im Chorverband NRW e.V.
Nova Cantica präsentierte sich vielfältig
Konzert in der Dreifaltigkeitskirche mit Werken aus fünf
Jahrhunderten
Neue Lieder heißt der lateinische Namen des Chores Nova
Cantica übersetzt. Neu, verstanden im Sinne von Vielfalt,
machte der Chor seinem Namen am Sonntagabend in der
Dreifaltigkeitskirche alle Ehre. Durch fünf Jahrhunderte,
fünf europäische Länder und durch viele Stilrichtungen
führten die Sängerinnen und Sänger ihre Zuhörer.
Mit dem Konzert zeigte Nova
Cantica, nach einer eineinhalb-jährigen Pause nicht nur, dass
sie sichden Titel Landes - Meisterchor - die höchste Stufe des
NRW-Sängerbundes - sich verdient haben. Der Abend war zugleich
auch eine Premiere, bei der sich Christoph Lahme als neuer Chorleiter
vorstellte. Dabei zeigte der Kirchenmusiker, der auch den Chor
in St. Franziskus leitet, dass er es versteht, die vielen Stimmen
zusammenzuhalten und die Sängersicher durch die verschiedenen
Sprachen zu führen. Auch die Chormitglieder scheinen mit der
Wahl ihres Dirigenten zufrieden: Harmonisch und mit exakten Einsätzen
folgten sie seinem Dirigat.
Christoph Lahme den Auftakt des Konzertabends mit einem
geistlichen Werk aus dem Jahre 1826: "Cantique de Jean
Racin", einem Lied des französischen Komponisten Gabriel
Faure, der durch die Hymne eines Bühnendichters zu dieser
Komposition inspiriert wurde. Langsam und leise nimmt der
Tenor den Zuhörer mit in die Welt der französischen
Romantik, bis ihm schließlich die weiteren Chorstimmen in
einem steigenden Crescendo stimmgewaltig Appetit auf die
Reise machen.
Die Harmonie dieser Mehrstimmigkeit bleibt auch im folgenden
Stück erhalten: In einem Satz für zwei vierstimmige Chöre
präsentiert Nova Cantica das Gloria, Sanctus und Benedictus
aus "Cantus Missae" von Josef Gabriel Rheinberger. Bei
diesem vielstimmigen Stück zeigt sich einmal mehr, dass sich
Chor und Chorleiter gefunden haben: Christoph Lahme hält die
verschiedenen Stimmen gekonnt zusammen und gestaltet die
jeweiligen Einsätze fließend. des 19. Jahrhunderts führt der
Chor den Zuhörer wie in einer Zeitreise zurück in die
Vergangenheit - in die Musik des 16. und frühen 17.
Jahrhunderts. Vier Madrigale aus drei europäischen Ländern,
gesungenjeweils in der Originalsprache, und ein Thema
erwarten den Reisenden: Die Liebe. Es geht m Eifersucht,
Untreue, Zweifel und Verschmähung, aber auch um
überschwängliche Glücksgefühle. Den Auftakt bildet dabei der
französische Chanson "Je ne l´ose dire" von Pierre Certon,
den Gerhard Feldkamp auf der Gitarre begleitet. Die beiden
Lieder "Can she excuse my wrongs" und "Come again" stammen
von John Dowland, einem der bekanntesten englischen
Komponisten des 16. Jahrhunderts. Eine Spezialität von Nova
Cantica, die sich gerne an diesen alten Liedern versuchen.
Durch ihre Interpretation und ihren choreigenen Stimmklang
wecken die Lieder Assoziationen des späten Mittelalters. Aus
einer ähnlichen Zeit stammt auch Claudio Monteverdis "Si,
ch'io vorrei morire", das den Zuhörer nach Italien in das
Jahr 1608 mitnimmt.
Weiter geht die Zeitreise mit einem Sprung ins 19. und 20.
Jahrhundert und nach Nordeuropa, genauer gesagt nach
Skandinavien. Schon die für mitteleuropäische Ohren
ungewohnten Sprachklänge führen das Publikum in eine andere
Welt. Mit dem Lied "Stemning", was so viel wie "Stimmung"
bedeutet, will der Komponist Olof Wilhelm Peterson-Berger
klanglich die Abendstimmung, die in einem Gedicht
beschrieben wird, wiedergeben. Das gelingt Nova Cantica
hervorragend: Ruhig und langsam begleitet die Musik in den
Abend. Der Schluss des Liedes wird nur noch gesummt und es
scheint, als soll dem Reisenden gesagt werden: Die Heimat
ist nicht mehr weit.
Im Kontrast dazu steht der "Sommerpsalm" von Waldemar Ahlen:
Ein schwedisches Volkslied, das die Schönheit der Schöpfung
preist. Sauber und klar interpretiert der Sopran das Stück.
Das letzte Etappenziel der Reise bilden "Jesus my Lord" von
Bob Burroughs und der bekannte Spiritual "Oh when the Saints
go marching in" in einer Bearbeitung von Werner Fussan mit
dem Titel "One Step" - ein fröhlich beschwingtes Stück. Mit
dem "Abendlied" von Josef Gabriel Rheinberger verabschiedet
sich Nova Cantica: Ein stimmgewaltiges "Bleib bei uns, denn
der Tag hat sich geneiget" bildet einen passenden Abschluss
der Zeitreise durch Europa und holt das Publikum zurück nach
Borbeck. Das einstündige Konzert von Nova Cantica hat die
Vielfalt gezeigt, die das Repertoire des Chores umfasst: Von
kirchlichen Oratorien und Messen. über Gospel und
Spirituals, bis hin zu weltlichen Madrigalen des 16. und 17.
Jahrhunderts. Das nächste Konzert von Nova Cantica ist für
den Frühjahr geplant.